Gebrauchsschafhaltung

Die Gebrauchsschafzucht ist eine Schafhaltung, die ebenfalls von einem Landesverband (z. B. vom Landesverband der Schleswig-Hol­­steinischen Schaf- und Ziegenzüchter e.V.) organisiert sein kann, aber nicht den strengen Regeln der Herdbuchführung unterliegt.

 

Bei der Herdbuchzucht dürfen bekanntlich nur die gekörten Böcke der eigenen Rasse zum Deckeinsatz gelangen. Der Einsatz eines Bockes aus einer anderen Rasse hat aber in der Gebrauchs­schafzucht einen entscheidenden Vorteil, denn so lassen sich die Vorteile zweier Rassen in der Nachzucht vereinigen. Zudem sind Kreuzungstiere, vor allem in der ersten Generation, der sogenannten F1-Generation, sehr frohwüchsig, oft auch weniger anfällig gegen­über Parasiten und Fütterungsproblemen, als es reinerbige Tiere sind. Gerade in der Fleischschafhaltung werden die jungen Schafe oft bereits im ersten Jahr gedeckt. Diese sind dann zwar noch nicht ausgewachsen, aber aus wirtschaftlichen Gründen wird häufig darauf verzichtet, sie überlaufen zu lassen. Daher werden oft Böcke aus Rassen eingesetzt, die schmale Köpfe und Leichtlammigkeit vererben, so dass die jungen Fleischschafe möglichst leichte Geburten haben. Dafür eignen sich naturgemäß keine Fleischschafböcke, da diese einen dicken Kopf haben und ihre Geburtsprobleme meist direkt mit vererben. Somit werden häufig Landschafrassen, vor allem Bentheimer oder Coburger Böcke eingesetzt. Der große Rahmen führt dann in der Nachzucht nicht zu einer wesentlichen Abnahme der Fleischmenge, aber zu deutlich leichteren Geburten und nur mehr sehr selten zu einem Abgang des jungen Schafes.

 

Ein weiterer Vorteil eines Einsatzes z. B. eines Bentheimer Bockes liegt in der Wüchsigkeit der Nachzucht. So lässt sich z. B. ein graues gehörntes Heidschnuckenmuttertier von einem Bentheimer Bock decken, das Lamm wächst in der Mutter entsprechend normal heran, die Geburt verläuft problemlos, aber danach wächst das Lamm so schnell, dass es die Mutter sehr schnell in der Größe überragt. Die entsprechende Fleischmenge steigt also sehr schnell an, aber der Geschmack entspricht nach wie vor der Mutter, da die Landschafe alle nicht den fettigeren Geschmack der Fleischschafe enthalten. Dadurch können die Gebrauchsschäfer eine höhere Fleischmenge bei gleichbleibender Qualität erzielen, ohne die Gesundheit ihrer Mutterschafe zu gefährden.

 

Ein ebenfalls sehr entscheidender Vorzug eines möglicherweise sogar bereits gekörten Bentheimer Bockes ist die Ruhe und Gelassenheit dieser Rasse und die Friedfertigkeit, die den Umgang mit diesen großen Tieren erheblich erleichtern. In eine zappelige Schnucken­herde bringen sie Ordnung und Ruhe und erleichtern das Umweiden oder Aufstallen durch ihre Leinenführigkeit und Neugierde. Ein Ruhepol in der Herde führt häufig zu einem insgesamt leichteren Umgang mit den anderen Herdenmitgliedern, denn der Boss geht voraus und die anderen folgen. Ihr freundliches Gemüt bleibt bei einem vernünftigen Umgang bis ins hohe Alter erhalten und das lästige „Umblicken“ nach den oft bösartigen älteren Heid­schnuckenböcken entfällt.

 

Durch die große Milchmenge der Bentheimer Mutterschafe ist auch ein Einsatz in der Milchschafproduktion sehr erfolgreich. Bentheimer Böcke vererben ihre Milchleistung und ihr genügsames Futterwesen, so dass die Nachkommen eines Milchschafes und eines Bentheimer Landschafes nicht mehr eine so extrem energetische Grundversorgung benötigen, ohne die Milchleistung zu gefährden. Auch um Inzucht in reinen Milchschafherden zu minimieren, werden sogar EU-weit Bentheimer Landschafe eingesetzt.

 

Insgesamt ist die Liste der kompatiblen Paarungen in der Gebrauchsschafzucht sicherlich relativ endlos. Aus dem eigenen Bestand sind mir bereits viele Einsatzgebiete meiner Böcke und auch einiger Mutterschafe bekannt:

 

Ostfriesisches Milchschaf * Bentheimer Landschaf

Graue gehörnte Heidschnucke * Bentheimer Landschaf

Nolana * Bentheimer Landschaf

Weißköpfiges Fleischschaf * Bentheimer Landschaf

Schwarzköpfiges Fleischschaf * Bentheimer Landschaf

Suffolk * Bentheimer Landschaf

Brillenschaf * Bentheimer Landschaf

Texel * Bentheimer Landschaf

Bentheimer Landschaf * Pommersches Landschaf

Bentheimer Landschaf * Coburger Fuchsschaf